„Wir halten alle fest zusammen“ – fünf Wörter, geschrieben auf je einem neongelben Schlauchstück, das von je einem Kamerad aus jeder der drei Breckerfelder Einheiten sowie je einem Mitglied der Wehrleitung und der Ehrenabteilung gehalten wurde, fest miteinander verbunden durch Kupplungen.
„Was sie hier sehen ist ein symbolisches Zeichen für das, was die Freiwillige Feuerwehr Breckerfeld auszeichnet: Kameradschaft untereinander und die Verbundenheit zu und gleichzeitig mit unserer Stadt“, mit diesen Worten eröffnete Wehrleiter Andreas Bleck die Jahresdienstbesprechung am Freitagabend.

Wenn der Bürgermeister auch ein Feuerwehrmann ist
„Sie alle haben die Feuerwehr Breckerfeld im vergangenen Jahr auf unterschiedliche Art unterstützt,“ dankte Bleck den Kameraden sowie den zahlreichen Gästen aus der Kreis- und Stadtverwaltung, Vertreter anderer Wehren des Ennepe-Ruhr-Kreises und aus Schalksmühle, der Betriebsfeuerwehr Dormakaba, des DRK sowie Pfarrerin Christin Hick.
Bleck lobte besonders die „gute und vertrauensvolle“ Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung: „Wir haben glücklicherweise einen Bürgermeister, der selbst lange aktives Mitglied der Feuerwehr war, so dass er unsere Themen nachvollziehen und an den entsprechenden Stellen in der Stadt- oder Kreisverwaltung platzieren kann.“

Schwierige Zeiten: Corona, Angriffe, Klimawandel
Und Themen gab es genug: etwa die von Einschränkungen und Auflagen geprägten Pandemie-Jahre, die die Einsatzkräfte nicht nur in der Ausübung ihres Ehrenamtes, sondern auch das so wichtige persönliche Miteinander außerhalb der Dienstzeiten in nicht unerheblichem Maße eingeschränkt hätten.
„114 Mal wurde die NRW-Coronaschutzverordnung geändert“, betont Andreas Bleck. 114 Mal in den vergangenen drei Jahren mussten sich die Feuerwehrmänner und -frauen auf neue, verschärfte oder lockerere Regeln einstellen, oft innerhalb weniger Stunden. Das sei zum Teil ein immenser organisatorischer Aufwand für die freiwilligen Wehrleute gewesen.
Oder auch die – so Bleck – scheinbar zur „Tagesroutine“ gewordenen Angriffe auf Rettungskräfte, von denen die Breckerfelder Einheiten bisher zum Glück verschont geblieben seien. Oder der Klimawandel, der für mehr Flächenbrände und Überschwemmungen sorge, so dass Katastrophenschutz und -prophylaxe immer mehr in den Fokus rücke. „Und als wäre das alles noch nicht genug, wird ein souveräner Staat angegriffen und dadurch eine weltweite Energiekrise ausgelöst“, so Bleck.
In Zeiten wie diesen sei daher der Zusammenhalt zwischen den Menschen in der Hansestadt und den Kameraden in der Freiwilligen Feuerwehr enorm wichtig: „Denn je präsenter wir bei den Bürgern sind, desto schwieriger ist es, uns und unser Amt anzugreifen.“
Engagement abseits der Brandbekämpfung
Wie präsent – und wichtig – die Breckerfelder Wehr für die Hansestadt ist, darauf ging auch Bürgermeister André Dahlhaus in seiner Ansprache ein. Gekleidet in Feuerwehruniform, betonte er: „2022 war für die Feuerwehr ein durchaus besonderes Jahr, das auch von besonderen Einsätzen geprägt war.“
Hervorzuheben sei hier sicherlich der Großbrand im Ortsteil Boßel Ende August, als zwei Familien durch ein Feuer ihr komplettes Hab und Gut verloren haben. Dieser habe insgesamt 116 Einsatzkräften aus dem Ennepe-Ruhr- und Märkischem Kreis sowie weiteren Helfern des Technischen Hilfswerks und des DRK alles abverlangt: „Sie alle können sehr stolz darauf sein, was sie geleistet haben“ so Dahlhaus. „Vor allem darauf, was abseits der Einsatzstelle und auch noch im Nachhinein auf ihre Initiative hin geschah.“

Das Herz am richtigen Fleck
Dahlhaus erinnerte die Anwesenden daran, dass sich in der Brandnacht mehrere Feuerwehrmitglieder zusätzlich zur Bekämpfung des Feuers auch um die Betreuung der geschädigten Familienmitglieder vor Ort gekümmert und noch in derselben Nacht eine spontane Spendenaktion organisiert haben. „Bei diesem Einsatz haben sie bewiesen, dass sie nicht nur technisch hervorragend ausgebildet sind. Sie haben auch das Herz am richtigen Fleck.“
Auch im Hinblick auf diesen Einsatz im August sei ihm bewusst, wie wichtig es sei, den neuen Brandschutzbedarfsplan anzugehen: „Ich verspreche Ihnen: wir arbeiten aktiv daran und hoffen, diesen bis Mitte des Jahres in der endgültigen Version vorliegen zu haben“, bat Dahlhaus um Geduld.
Fachkräftemangel betrifft auch die Feuerwehr
Ebenso habe die Stadtverwaltung bereits 2021 den Auftrag für ein neues Löschfahrzeug erteilt. Ausgeliefert ist es bis dato nicht. Als Grund habe der Hersteller Material- und Fachkräftemangel genannt: „Stand jetzt soll es Mitte 2023 kommen“, erklärte der Bürgermeister und sagte darüber hinaus ein neues Mannschaftstransportfahrzeug für die Löschgruppe Zurstraße sowie einen Pick-up zur Nutzung für alle Einheiten zu.
Das Thema Fachkräftemangel beschäftige auch die Feuerwehr, knüpfte Rolf-Erich Rehm, Präsident des Kreisfeuerwehrverbandes, an seinen Vorredner an: „Der herrschende Formalismus in Deutschland und die bürokratische Hürden halten viele Prüfungsämter auf.“ Umso erfreulicher sei es, dass bei der Breckerfelder Wehr jährlich mehrere junge Menschen aus der aktuell rund 30 Mitglieder zählenden Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst eintreten.
Rehm wies zudem darauf hin, dass eine Freiwillige Wehr nicht alles abdecken könne und „daher muss es erlaubt sein, die 8-Minuten-Regel zu hinterfragen“. In dieser ist festgeschrieben, wieviel Zeit maximal zwischen Notruf-Eingang und Eintreffen am Schadensort liegen soll.
„Ohne der folgenden Statistik vorgreifen zu wollen: Was sie im vergangenen Jahr ehrenamtlich geleistet haben, ist eine großartige Darstellung dessen, was Kameradschaft und Ortsverbundenheit bewegen kann“, lobte Rolf-Erich Rehm.

Bewiesen haben das die aktuell 102 aktiven Wehrmitglieder im vergangenen Jahr bei insgesamt 176 Einsätzen. Andreas Bleck schlüsselte in der Jahresdienstbesprechung der Gesamtwehr nochmals detailliert die Einsätze, Zahlen, Fakten und personelle Aufstellung des Löschzugs Breckerfeld, der Löschgruppe Delle und der Löschgruppe Zurstraße auf: „Dass ich ein Mann mit einem ausgeprägten Faible für Zahlen und Statistiken bin, ist ja bekannt“, sagte er in die Runde.
Diese Vorliebe ausleben konnte der „Zahlenfan“ auch bei den zahlreichen Ehrungen für 25, 35, 40 und sogar 50 Jahre Zugehörigkeit sowie angesichts der weit über zwanzig Beförderungen innerhalb der Wehr.

„Urvieh“ Lohoff bleibt der Wehr erhalten
Einer von ihnen hat in den vergangenen Jahrzehnten Urkunden, Litzen und Glückwünsche zuhauf erhalten und wird dennoch nicht in die Ehrenabteilung verabschiedet: „Jahrzehntelang hat sich Norbert Lohoff im Bereich Brandschutztechnik und -erziehung fortgebildet und engagiert“, erzählt Bleck. Er habe unzählige Kinder und Personal in Schulen und Kitas für das Thema sensibilisiert, Alarmübungen durchgeführt, außerdem allein 2022 siebzigmal Unternehmen und öffentliche Einrichtungen brandschutztechnisch beraten: „Norbert Lohoff ist sozusagen DER Feuerwehrmann in Breckerfeld.“
Und weil das – laut Bleck – „Urvieh“ der Wehr noch absolut fit sei, werde Lohoff nicht in die Ehrenabteilung verabschiedet, sondern als Allererster in die neu gegründete Unterstützungsabteilung überstellt, gab Andreas Bleck bekannt.

Kolb übergibt an Hein
Keine Überstellung, sondern einen „Schritt zurück in die zweite Reihe“ verkündete Bleck im Hinblick auf eine weitere Personalie: weil er „kürzer treten“ wolle, habe Carsten Kolb, nahezu elf Jahre Leiter des Löschzugs Breckerfeld, um eine „Entpflichtung“ aus seinem Amt gebeten, bleibe dem Löschzug aber als stellvertretender Leiter erhalten und werde auch weiterhin als zweiter stellvertretender Leiter neben Jan Domaser und Wehrleiter Bleck für die Gesamtwehr in der Verantwortung stehen.
Als „Mann der wenigen Worte“ bedankte sich Carsten Kolb kurz und bündig – aber nichtsdestotrotz bewegt – für die Standing Ovations seiner Kameraden und bat abschließend darum, seinem Nachfolger genauso das Vertrauen und so viel Unterstützung zu erweisen, wie er in den vergangenen Jahren erhalten habe.
Auf Carsten Kolb folgt Andreas Hein, der dem bisherigen Leiter nun fast schon ein Jahr lang „hospitiert“ habe, um sich auf seine neue Funktion vorzubereiten. „Die Feuerwehr wurde Andreas Hein in die Wiege gelegt: Sein Vater Helmut Hein war vor rund 30 Jahren ebenfalls Leiter des Löschzugs Breckerfeld“, erklärte Andreas Bleck. Und Carsten Kolb ergänzte an Hein gerichtet: „In diesem Sinne: Auf ein Neues!“
Bevor die Versammlung zum protokollfreien Teil bei Speis und Trank überging, gab Bleck den Kameraden einen wichtigen Gedanken mit auf den Weg: „Was ihr in 2022 geleistet habt, lässt sich anhand der Zahlen ablesen. Aber das, was dieses Ehrenamt ermöglicht, taucht in keiner Statistik auf. Ohne die Unterstützung eurer Partner und Familien geht es nicht, dafür müssen wir ihnen sehr dankbar sein.“
Ein verständnisvolles Privatumfeld, ein hilfsbereites, offenes und gesprächsbereites Miteinander der Kameraden sowie der Respekt derjenigen, denen sie Hilfe leisten, sei das A und O auch für eine mentale Aufrechterhaltung der Freiwilligen Feuerwehr Breckerfeld.
Appell an die Kameradschaft
Angesichts der Tatsache, dass das Amt des PSU (die psychologische Betreuung von Einsatzkräften durch Einsatzkräfte) seit 2021 vakant ist und selbst erfahrene Feuerwehrmänner und -frauen „nicht alles kalt wegpacken, was sie erleben“ appellierte Andreas Bleck an die Anwesenden: „Bleibt weiterhin so kameradschaftlich, denn Feuerwehr war und ist ein Mannschaftssport.“