Als im Februar 2022 der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ausbricht, fühlt sich Uwe Rittinghaus berufen zu helfen. Deshalb ruft er kurzerhand beim Chef des örtlichen Discounters Aldi an und bittet um eine Sachspende. Dieser stellt Rittinghaus daraufhin insgesamt zwölf Tonnen Lebensmittel in einem Warenwert von 15.000 Euro zur Verfügung. Trotz anfänglicher Lager- und Transportprobleme schaffen sie es, mit der Hilfe von Geflüchteten aus der Ukraine, die in Schalksmühle eine neue Heimat gefunden haben, die Spenden auf dem Aldi Parkplatz in Kisten zu packen. Als diese einige Zeit zuvor auf dem Jahnplatz in Schalksmühle eintrafen, halfen Rittinghaus und andere mit Gardinen für die Unterkünfte aus und veranstalteten Sportangebote. Das Motto: Miteinander leben. So entwickelten sich erste Kontakte.
Weitere Sachspenden-Transporte konnten durch die Unterstützung örtlicher Firmen wie Berker und Kalthoff ermöglicht werden, die Lagerräume zur Verfügung stellten. Außerdem entstanden Kontakte zu anderen Hilfsorganisationen, wie der Gemeinde in Waldbrühl und den Sauerländer Jungs, mit denen Rittinghaus nun eng zusammenarbeitet. Die Sauerländer Jungs sind ein Lüdenscheider Verein, die sich nach der deutschen Hochwasserflut vor einigen Jahren gründeten. Sie bringen ebenfalls seit einigen Jahren Sachspenden in die Ukraine. Dabei legen die Transporter und Lkw mit einer ungefähren Fahrtzeit von 20 Stunden mehr als 2000 Kilometer Strecke zurück. Volker Wagemeyer von den Sauerländer Jungs vertrat den Verein bei dem Vortrag am Dienstag und erzählte ebenfalls von seinen Erfahrungen. „Es kommt nicht auf den Namen an, es geht um die gemeinsame Sache“, so Wagemeyer.
„Gemeinsam erreicht man mehr“
In der vergangenen Woche erreichte die Sauerländer Jungs eine Anfrage aus Polen. Dort wurden an der Tschechischen Grenze in den Sudeten drei Orte von einer unwetter-bedingten Flutwelle verwüstet. Ein 25 Meter hoher Damm brach durch vorigen Starkregen, der den Fluss dahinter zum Überlaufen brachte. Durch den Dammbruch flutete eine zehn Meter hohe Welle bis zur vierten Etage eines Hauses hoch die nahegelegenen Orte. Am vergangenen Samstag fuhren die Sauerländer Jungs gemeinsam mit Rittinghaus in das Gebiet und waren damit der erste Hilfstransport vor Ort.
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Die Flut sorgte für 10.000 Obdachlose, über die Todesopfer werde nicht gesprochen, so Rittinghaus. In Deutschland habe es keinerlei Berichterstattung zu der Situation gegeben. Das polnisches Militär sei mit 30.000 Soldaten vor Ort, um Infrastrukturen wie Straßen und Ähnliches wieder aufzubauen. Eine baldige weitere Fahrt ist bereits in Planung, dafür werden noch Sachspenden gesucht, vor allem Grundaustattungen für Häuser wie Staubsauger, Fenster, Kühlschränke etc..
„Es kommt da an, wo es wirklich gebraucht wird“
Seinen Vortrag untermalte Uwe Rittinghaus mit Bildern und Videos von den Transporten und Verräumungen der Spenden. In Kriegslagen bräuchten die Menschen kein Mehl oder keinen Zucker, sondern Akkus, Heizöfen und Windeln. Auch Tierfutter für Haustiere und Streuner wurde gespendet, damit allen Lebewesen vor Ort geholfen wird. Mithilfe von Bluttests konnten Menschen ihre Blutgruppe bestimmen, um im Notfall das richtige Blut zu bekommen.
Die Bilder zeigen die Verwüstung auf der Oberfläche, doch im direkten Kontakt mit Menschen vor Ort bekamen die Helfer ganz nah mit, wie sehr der Krieg den Menschen auch emotional schade, so Rittinghaus. Auf der siebten Fahrt, die im September stattfand, begleitete Rittinghaus die Sauerländer Jungs. Dabei besuchten sie ein Waisenheim in den Karpaten und wurden traditionell mit Brot und Salz begrüßt. Ein Einblick in das Leben der Kinder dort zeigte veraltete Möbel und Mangel an Privatsphäre. Das wollen Rittinghaus und Co. bei der nächsten Fahrt im April 2025 ändern. Geplant sei, die Möbel der Kinderzimmer zu erneuern sowie den Fitnessraum mit Geräten und Materialien auszustatten.

„Wir haben viele Freunde gefunden“, sagten Rittinghaus und Wagemeyer. Im Eingangsbereich der Gemeinde waren auf einem Tisch einige Gegenstände aufbereitet, die von Betroffenen aus Dankbarkeit geschenkt wurden. Es erfülle beide mit Freude zu sehen, dass ihr Einsatz den Leuten vor Ort helfe. Deshalb versucht Uwe Rittinghaus sein Projekt noch zu vergrößern und unter anderem auch Hilfstransporte nach Rumänien zu organisieren. Zum Dank für die Zusammenarbeit übergaben Rittinghaus und seine Ehefrau Volker Wagemeyer ein Paar selbst gestrickte Socken.
Der Kontakt zu Uwe Rittinghaus ist telefonisch (0177/5060025) werktags ab 16 Uhr möglich. Alternativ können Spenden direkt montags zwischen 16 und 17 Uhr zur „offenen Garage“ am Löher Weg 27 in Schalksmühle gebracht werden. Geldspenden können an das Spendenkonto geschickt werden, entweder mit dem Betreff Ukraine oder Polen.
Freie evangelische Gemeinde Schalksmühle
IBAN: DE39 4526 0475 0009 4107 00
BIC: GENODEM1BFG
Spar- und Kreditbank des Bundes FeG
Die Sauerländer Jungs sind per E-Mail ([email protected]) erreichbar und Interessierte können weitere Informationen über geplante Aktionen auf der Website finden.