Die vergangenen Jahre dürften wohl die unruhigsten des Schalksmühler Bürgerbusverein gewesen sein – Die Pandemie mit ihren Auswirkungen, das Hochwasser im Juli 2021 und obendrein die Sperrung der A45. Bei der Jahreshauptversammlung in der Gaststätte Nöckel am vergangenen Mittwoch, 17. Mai, zeigte sich ein Bild der Geschlossenheit: Ein Vorstand, der offenbar mit stoischer Gelassenheit allen Widrigkeiten trotzt, und eine Mannschaft, die treu ihren ehrenamtlichen Dienst verrichtet.
Rund 25 Mitglieder nahmen an der Versammlung teil. Der offizielle Teil war von Zahlen und Fakten geprägt – das war auch Kassierer Georg Pütz bewußt: „Das trockene Thema Finanzen reißt keinen vom Hocker“, erklärte das Gründungsmitglied des Bürgerbusvereins. Die Kosten, besonders durch die Energiekrise geprägt, und die Zahl der verkauften Fahrscheine haben sich gemäß seines Berichtes gegensätzlich entwickelt. Was sich im ersten Moment nach einem Fiasko anhörte, relativierte sich aber.
Die Kraftstoffpreise haben sich bekanntlich wieder weitgehend normalisiert, und ein neu angeschafter Bus fährt nun deutlich wartungsämer und sparsamer: Mit durchschnittlich 12,8 statt 14,6 Liter Diesel auf hundert Kilometer, wie Fahrdienstleister Michael Hoffmann später in seinem Bericht konkretisierte. Der Bürgerbusverein hat aber insgesamt einen Verlust eingefahren: 3500 Euro im vergangenen Jahr. In früheren Jahren wurden sogar Überschüsse erzielt, wobei die Fahrkartenverkäufe die Kosten „nicht im Ansatz decken“, so Hoffmann.
Zumal bestimmte Einnahmen noch nicht geflossen sind. So stehen noch immer Erlöse aus dem „9-Euro-Ticket“ aus. Georg Pütz blieb gelassen und ermunterte die anwesenden Busfahrer sogar noch, Belege für erstattungsfähige Gebühren einzureichen: „Jeder möge in sich gehen, ob er irgendwo noch eine Quittung hat.“ Die Kassenprüfer des Vereines haben Pütz einen einwandfreien Job bescheinigt. Dass der Kassierer seine Tätigkeit dennoch an den Nagel hängen möchte, ist nach 35 Jahren eher privat motiviert. Immerhin bleibt Pütz nach der Wahl stellvertretender Kassenwart und wird seine Nachfolgerin Gabriele Scharpe einarbeiten und unterstützen.
Noch relativ frisch dabei ist Fahrdienstleister Michael Hoffmann. Der IT-Experte kokettierte, dass „noch keiner dolle mit ihm geschimpft“ habe. Bei der Jahreshauptversammlung kristallisierte sich das Gegenteil heraus. Zumal Hoffmann in seiner noch kurzen Zeit im Vereinsvorstand trotz Widrigkeiten eine selbst entwickelte Tablet-App eingeführt hat, die bei den Abrechnungen und Auswertungen der Bürgerbus-Fahrten enorm hilfreich ist und bei den Fahrern auf viel Zustimmung stößt.
Die Widrigkeiten kamen daher nicht aus eigenen Reihen, sondern lagen in den äußeren Umständen. Obendrein kamen noch Unfallschäden (ausgerechnet am neu angeschafften Bus), Werkstattärger und ein Ersatzbus in fragwürdigem Zustand dazu: Alle Hände voll zu tun. In das Ressort des Fahrdienstleisters fällt auch die Statistik: So nutzen im vergangenen Jahr exakt 5540 Fahrgäste den Bürgerbus, davon 40% Schwerbehinderte. Jeder dritte nutze dafür das „Westfalenticket“, das dem Bürgerbus genauso neue Kunden bescherte wie das „9-Euro-Ticket.“
Personell ist der Bürgerbus gut aufgestellt. Auch wenn der alte und neue Vorsitzende Harald Haböck immer Ausschau nach neuen Fahrern hält, mangelt es nicht. Obgleich der weibliche Anteil ziemlich gering ist, wie Fahrdienstleiter Hoffmann in seinem Bericht auf den Punkt brachte: „18 Fahrer und Ulla.“ Immerhin konnte der Verein mit Sabrina Knappe eine neue Dame als Mitglied gewinnen. Die wurde auch gleich zur zweiten Vorsitzenden gewählt.
Die Vorstandswahlen ergaben formell große Änderungen, personell nur wenig. Manchesmal auch altersbedingt erschien eine Wahl für weitere fünf Jahre nicht mehr sinnvoll. Daher wurde die Satzung geändert, wonach die Wahl nur noch für zwei Jahre gilt. Gewählt wird zwar jährlich, aber jeweils nur für rund die Hälfte der Posten. Das klingt etwas kompliziert und hat dazu geführt, dass einige zunächst lediglich für ein Jahr gewählt wurden, funktionierte aber trotz der völligen Umstellung völlig reibungslos. Offenbar hat der Bürgerbusverein keine Probleme, die Funktionen passend zu besetzen, denn die Wahlen fielen bis auf ganz wenige Enthaltungen einstimmig aus.
Somit hat Harald Haböck mit Sabrina Knappe nun eine stellvertretende Vorsitzende an seiner Seite. Georg Pütz wurde Stellvertreter neben der neuen Kassiererin Gabriele Scharpe. Michael Hoffmann bleibt weiter Fahrdienstleiter, sein Vertreter wurde nun Volker Quinkert.
Schriftführer bleibt Heinz Pausch. Beisitzer wurden Harald Blümel und Hans Scharpe. Neuer Kassenprüfer wird Manfred Trimpop. Wie bisher zählen die jeweiligen Stellvertreter und die Beisitzer zum erweiterten Vorstand.
Die Bürgerbusfahrer sehen gelassen der Zukunft entgegen. Natürlich würde man sich über einen deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen freuen. Harald Haböck machte aber keinen Hehl daraus, dass auch die Werbepartner einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt des Vereines leisten, und diese Werbepartner hätten sich stets als verlässlich gezeigt. Verabschiedet und ausgezeichnet wurde Fahrer Hans Hartwich, der nach fünf Jahren und sechs Monaten aufhörte. In dieser Zeit ist er 139 Einsätze gefahren – und hat dabei exakt 10208 Kilometer zurückgelegt.