Halver. „Brandschutzerziehung“ ist ein sehr ernst klingender Begriff, und da es dabei um Leib und Leben geht, ist es das im Grunde auch. Doch Björn Clever und David Dallmann von der Feuerwehr Halver schaffen es, Kinder im Alter zwischen fünf und sieben Jahren stundenlang damit zu begeistern. Pandemie bedingt lag dieses Herzensthema lange auf Eis, doch am vergangenen Samstag war der Auftakt für eine Reihe von Schulungen, bei denen im Laufe der kommenden Monate etwa 150 Kinder eine Menge über die Arbeit der Feuerwehr lernen. Vor allem: Wie verhalte ich mich bei Notfällen oder vermeide sie sogar?
In diesem Jahr erleben die Kinder den kurzweiligen Unterricht in besonderem Ambiente: Im Rahmen der Feuerwehr-Ausstellung in der Villa Wippermann. Während die Feuerwehr sonst in die Schulen und Kindergärten kommt, lernen die Kids hier zwischen interessanten Ausstellungsstücken aus dem Fundus der Halveraner Wehr.
Am Samstag, 30. April, zog Björn Clever 16 Kinder von der Awo-Kita Wundertüte in seinen Bann. Die Vorschulkinder wurden von ihren Erzieherinnen begleitet, die kaum glauben konnten, wie konzentriert die Kleinen dem Unterricht verfolgten: „Dass die Kinder so lange aufmerksam sind, kenne ich so nicht“, staunte Erzieherin Christiane Stöckel.
Clever zieht allerdings auch alle Register und sein Kollege David Dallmann musste dabei einiges (er)tragen. Genau genommen 30 Kilo Ausrüstung, denn soviel wiegen Schutzkleidung samt Atemschutzgerät und diverser Gegenstände, die die Lebensretter bei schweren Bränden schleppen müssen. Die wichtigste Frage war allerdings: Wie verhindere ich denn, dass solche extremen Situationen eintreten? Und wie rette ich mich selbst?



Schwere Unglücke sind keineswegs Theorie. Während diese Kurse durchaus auch in Feuerwehrgerätehäusern stattfinden, bot die aktuelle Ausstellung in der Villa Wippermann etwas sehr Wichtiges: zahlreiche Berichte und Fotos von echten Einsätzen aus der Geschichte der Halveraner Feuerwehr. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung konnten Clever und Dallmann in aller Deutlichkeit erklären, wodurch ein Scheunenbrand ausgelöst worden war: „Da haben die Kinder bei der Brandschutzerziehung nicht aufgepasst“ erklärte der Feuerwehrmann, „und haben im Stroh gezündelt“.
Auch eine Art Puppenhaus diente dazu, die Gefahren von Feuer plastisch darzustellen. Noch dazu hatten die beiden Wehrleute einen Wagen mit dem etwas sperrigen Begriff „Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug“ dabei. Das im Fachjargon „HLF“ genannte Feuerwehrauto führt eine große Ausrüstung für verschiedenste Notlagen. Vor allem aber: Schläuche, Spritzen und Wasser für den ersten Löschangriff. David Dallmann erklärte den immer noch neugierigen Kindern, wie die Feuerwehrleute im Ernstfall am Einsatzort mit der Brandbekämpfung loslegen. Für die Kinder war damit auch klar, was die letzte Übung des Unterrichts sein würde: einmal mit dem Strahlrohr löschen, natürlich ohne ein Feuer. Spaß machte es dennoch.
Die rund dreistündige Brandschutzerziehung dürfte sich als voller Erfolg verbuchen lassen. Wie viele Brände nun gar nicht erst entstehen, weil die Kinder verantwortungsvoller mit Feuer umgehen, lässt sich statistisch natürlich kaum erfassen, dennoch ist das Ergebnis deutlich spürbar: „Wir bekommen von Disponenten der Feuer- und Rettungsleitstelle manches Mal die Rückmeldung, dass Kinder deutlich qualifiziertere Notrufe absetzen“, freut sich Björn Clever. So können die Lebensretter in Notfällen viel schneller und zielgerichteter helfen.