Wenn drei hochkarätige deutsche Schriftsteller in der Aula des Anne-Frank-Gymnasiums aus ihren aktuellen Werken lesen, wurde nicht etwa die Verleihung des Deutschen Buchpreises nach Halver verlegt – es reicht schon, wenn LokalDirekt-Redakteur Stephan Mertens einlädt. Seit Jahren freundschaftlich mit Christian Schnalke, Tom Saller und Volker Kutscher verbunden, bat er das Trio nun zur Benefiz-Lesung zugunsten der Sentiris-Ukraine-Hilfe nach Halver. Und wie das nun mal so ist: Einem guten Freund schlägt man nichts aus.
Die drei Akteure auf der Bühne eint, dass sie mit ihrer Arbeit ein Millionenpublikum erreicht haben. Schnalke als Drehbuchautor etwa für „Krupp – Eine deutsche Familie“, „Die Patriarchin“ oder „Duell der Brüder – die Geschichte von Adidas und Puma“, Saller mit seinem 2018 erschienenen Debütroman „Wenn Martha tanzt“, der umgehend ein Bestseller wurde und nicht zuletzt Kutscher, der sich mit seinen Kriminalromanen um die Figur des Kölner Kommissars Gereon Rath jüngst ein Literatur-Denkmal setzte.
Zur Lesung am Freitagabend (19. Juni) kamen rund 50 Zuhörer – Kontrastprogramm für all diejenigen, die sich nicht auf der Kirmes-Eröffnung herumtrieben. Und wäre die Lesung nicht ausgerechnet aufs sonnige Kirmes-Wochenende gefallen, hätte es sicher noch einige weitere Literaturfreunde ins AFG verschlagen – die Veranstaltung hätte es verdient.
Doch auch für das vergleichsweise kleine Publikum legten Volker Kutscher, Christian Schnalke und Tom Saller eine außerordentlich unterhaltsame, kurzweilige und emotionale Lesung auf die Bühne, die in ihrem intimen Rahmen alle Zuhörer in ihren Bann zog.
Spannend waren alle drei Lesevorträge: Christian Schnalke las aus seinem jüngsten Werk „Louma“ und bat spontan seine Kollegen eine Szene gemeinsam mit verteilten Rollen zu lesen. Ein Spaß, der sich auch aufs Publikum übertrug. Ernster wurde es bei den Auszügen von Tom Saller (er las aus: „Julius oder die Schönheit des Spiels“ und aus „Wenn Martha tanzt“) und Volker Kutscher (er las aus seinem letzten Rath-Roman „Olympia“), die Textpassagen auswählten, die mit Krieg (im weiteren Sinne) zu tun hatten. Vor allem Kutscher machte deutlich, was von Krieg oder Despoten wie Putin zu halten ist.
Nach einer kurzen Pause standen alle drei Rede und Antwort, erzählten von ihren aktuellen Arbeiten, beantworteten auch bereitwillig etliche Fragen aus dem Publikum, berichteten von ihrem Arbeitsalltag, von ihren Anfängen als Schriftsteller.
Selbst bei einem Versprecher von Christian Schnalke – bei ihm schlich „die heiße Katze um den Brei“- wurde herzlich gelacht und jeder merkte spätestens jetzt, dass sich hier wirklich gute Freunde auf der Bühne befanden, die seit 20 Jahren das Doppelkopf-Spiel verbindet – Stephan Mertens inbegriffen.
Da die Lesung als Benefizveranstaltung ausgetragen wurde, verzichteten die drei Autoren auf ihre Gage und es wurde kein Eintrittsgeld erhoben. Das Publikum aber wurde um Spenden zugunsten der Ukraine-Hilfe „Halver.Hilft“ von der Sentiris gGmbH gebeten. Der Aufforderung kam das Publikum in großzügiger Weise nach und es kamen mehr als 1000 Euro (aus Spenden und Getränke-Einnahmen) zusammen.
Wer nicht dabei war, hat was verpasst, befand das Publikum nach der Lesung einhellig. Aber wer weiß – vielleicht ist eine Wiederholung möglich; für einen guten Freund.