„Wir hatten aufgrund der Borkenkäferproblematik in den letzten zwei Jahren Holzabfuhren in einer Größenordnung, wie wir sie in den vergangenen zwanzig Jahren nicht hatten“, sagt Waldbesitzer Dieter Greßhöner. Und das sagt er nicht nur als Betroffener, sondern auch in seiner Funktion als Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG). Weil innerhalb kürzester Zeit geschädigte Bäume aus dem Wald herausgeschafft werden mussten, seien natürlich auch die Waldwege erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. „Wenn wir den Wiederaufbau dieser Wirtschaftswege jetzt nicht in Angriff nehmen, würde die Infrastruktur im Wald irgendwann zusammenbrechen.“
40 des 50 Kilometer langen Wegenetzes betroffen
In der FGB Breckerfeld-Waldbauer sind 168 Forstbesitzer organisiert, die in Summe fast 1500 Hektar Waldfläche bewirtschaften. Nahezu die Hälfte der Fläche habe durch den Borkenkäferbefall gelitten und mit ihr eben auch die Wirtschaftswege, deren ‚Netz‘ insgesamt eine Länge von gut 50 Kilometern umfasst: „Nachdem der größte Teil der ‚Käferbäume‘ nun herausgezogen ist, können wir dank Fördermitteln sowie mit finanzieller Unterstützung der Stadt Breckerfeld damit beginnen, auf einer Gesamtstrecke von 40 Kilometern ramponierte Wege wieder instand zu setzen“, freuen sich Klaus Küsel und Ulli Brand vom Wegebaubeirat der FBG.
Zwei bis drei Wochen dauert der erste Teilabschnitt
Die Instandsetzung des ersten, 7,3 Kilometer langen Teilabschnitts, der sich vom Wanderparkplatz am Brockland bis Langscheid erstreckt, hat bereits begonnen: „Zuerst wurde das sogenannte Lichtraumprofil wieder hergestellt“, erklärt Ulrich Conze vom ausführenden Bauunternehmen Knoche. „Nun werden die Wege zunächst planiert und Unebenheiten ausgeglichen und schließlich wird eine wassergebundene Decke aus Mineralschotter aufgetragen.“ In etwa zwei bis drei Wochen soll dieser erste Teilabschnitt fertiggestellt sein.
150.000 Euro stehen pro Jahr zur Verfügung
Hierzu erklärt FBG-Vorstand Jannis Dahlhaus: „Die Wiederherstellungsmaßnahme für alle Teilabschnitte ist auf insgesamt sechs Jahre ausgelegt, pro Jahr stehen uns 150.000 Euro für die Instandsetzung zur Verfügung.“ Die Hälfte der Kosten ist durch Fördermittel abgedeckt, die andere Hälfte steuert die Stadt Breckerfeld bei.
„Natürlich wurde bei den Haushaltsberatungen im Rat die Frage diskutiert, warum sich die Stadt jährlich mit 75.000 Euro finanziell an den Instandsetzungskosten beteiligen soll, da die Wirtschaftswege letztlich nicht der Stadt, sondern Privateigentümern gehören“, räumt Bürgermeister André Dahlhaus ein. „Am Ende aber dürfen und werden diese Wege öffentlich genutzt werden, so dass es in unser aller Interesse ist, dass sie sich in einem vernünftigen Zustand befinden.“ Und Förster a.D. Volker Neumann ergänzt: „Man sollte dabei auch nicht vergessen: Die Wirtschaftswege in unseren Wäldern dienen gleichzeitig auch als Rettungswege für Notdienst und Feuerwehr, daher ist es umso wichtiger, dass sie von deren Fahrzeugen befahrbar sind.“
„Vereinbarung mit der Stadt ist einmalig“
Dieter Greßhöner begrüßt die Vereinbarung zwischen der Stadt Breckerfeld und der FBG: „Diese finanzielle Unterstützung haben andere Kommunen des Regionalforstamtes Ruhrgebiet nicht, das ist hier in Breckerfeld schon eine wirklich außerordentliche, einmalige Sache – und keineswegs selbstverständlich“, dankte er der Stadtverwaltung im Namen der gesamten Forstbetriebsgemeinschaft Breckerfeld-Waldbauer. „Wir Waldbesitzer sind durch den Borkenkäfer und dem damit einhergehenden Wertverlust unseres Holzes aktuell und vor allem auch zukünftig finanziell schon so stark belastet, dass wir die Mittel für die Instandsetzung der Wege gar nicht alleine hätten aufbringen können.“
Zukunft des Waldzustandes ist nicht vorhersehbar
Zumal die Waldbesitzer sich ohnehin mit zukünftigen Problemen konfrontiert sähen: „Der Klimawandel macht sich auch in unseren Wäldern bemerkbar“, so Volker Neumann. Schon der Borkenkäfer sei ein ‚Phänomen‘, das sich auf das Klima zurückführen lasse: „Allerdings hat er sich hier bei uns ja mittlerweile quasi selbst seinen Lebensraum zerstört, weil wir die Fichtenwälder abholzen mussten.“ Doch auch beispielsweise Buchen würden zunehmend leiden: „Lange Dürreperioden, dann wieder teils sintflutartige Regenfälle – diese vermehrt auftretenden Wetterextreme machen unseren Wäldern zunehmend zu schaffen.“ Ob und inwieweit die allerorts gestarteten Wiederaufforstungsmaßnahmen zukünftig greifen würden, das könne wohl zum jetzigen Zeitpunkt niemand verifiziert vorhersagen: „Wir wissen nicht, wie unsere Eichen und Buchen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit den klimatischen Veränderungen und Gegebenheiten zurecht kommen.“
„Gerade auch angesichts beispielsweise einer erhöhten Waldbrandgefahr durch längere Dürrephasen ist es umso wichtiger, dass es ein intaktes Wegenetz für Rettungs- und Löschfahrzeuge in unseren Wäldern gibt“, betonen die FBG-Verantwortlichen zum Start der Instandsetzungsarbeiten der Breckerfelder Waldwirtschaftswege.