„Die Machbarkeitsstudio soll eine Hilfestellung für mögliche Investoren darstellen. Da es ein für uns schwieriger und unbekannter Markt ist, haben wir uns externen Sachverstand dazu geholt“, sagte Bürgermeister Michael Brosch und betonte, dass die Stadt Halver selbst kein Hotel bauen wird. Aktuell werden Einzelgespräche mit, so Kämmerer Simon Thienel, „einer handvoll“ möglichen Interessenten geführt; ihnen wird die Analyse zur Verfügung gestellt.
In dem 70-seitigen Gutachten hat Heide Köhler, Beraterin und Sachverständige für die Gastronomie & Hotelerie, die möglichen Szenarien für den Betrieb eines solches Hotels zusammengefasst. Hier wurden Fakten wie die Verkehrsanbindung, Freizeitmöglichkeiten, Demografie und Wirtschaft betrachtet. Am 30. April kam der Hauptausschuss der Stadt Halver zusammen, um in einer Online-Konferenz mit Heide Köhler noch offene Fragen zu diesem Konzept zu besprechen.
Sie fasste die wesentlichen Inhalte des Konzeptes noch einmal zusammen, welches im Fazit besagt, dass es in Halver zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten gibt und potenzielle Gäste auf die Nachbarstädte ausweichen müssten. Dabei verfüge Halver über starke produzierende Gewerbebetriebe und der damit verbundene Geschäftsreiseverkehr zöge eine Nachfrage an Übernachtungsmöglichkeiten nach sich.
Die touristische Nachfrage sei dagegen als ausbaufähig zu bezeichnen, denn, so sagte sie in der Onlinekonferenz: „Der Märkische Kreis ist als Reise- und Urlaubsgebiet nicht wirklich bekannt.“ Allerdings betonte sie auch das überdurchschnittliche gute Angebot an Restaurants in Halver. Sie positionierte sich abschließend für eine Befürwortung eines Hotels Garni, also ein Hotel mit Frühstücksangebot, mit einer Kapazität von 54 Betten, aufgeteilt in 24 Zimmer und drei Appartements.
Im Ausschuss gab es nur wenig Fragen zum Konzept. Überlegt wurde, ob die aus dem Gutachten empfohlene Größe des Hotels von 54 Betten eine Mindestgröße darstelle oder ob auch ein kleineres Hotel möglich wäre. Laut Heide Köhler wären mindestens 20 Zimmer nötig, um die Definition „Hotel“ zu erfüllen. Darunter mache es keinen Sinn, zu bauen.
Außerdem wurde die Menge der angedachten Appartements in Frage gestellt. Die Sachverständige meinte dazu, dass Appartements eher in Großstädten mit Universitäten für Studenten oder Dozenten gefragt seien. Für Halver sieht sie da keinen größeren Bedarf, sagt aber auch, dass die Aufteilung der Räume selbstverständlich noch variabel sei.
Nach Rückfrage der Übernachtungsintention der möglichen Gäste geht Heide Köhler davon aus, dass das künftige Hotel zu 75 Prozent von Geschäftskunden besucht werden würde. Ob zur Frage des Personalkonzeptes auch eine Inklusionsbetrieb, möglicherweise in Kooperation mit der Werkhof gGmbH in Frage käme, bliebe zu prüfen.
Als wichtigen Punkt stellt Heide Köhler in ihrem Gutachten auch heraus, dass ein kleines Hotel Garni, ohne Gastronomieangebot, nicht zwangsläufig einen erfahrenen Hotelier als Betreiber benötigt. Somit kann bei der Suche nach einem Pächter eine breitere Zielgruppe angesprochen werden. Investoren müssen laut ihrer Analyse mit Gesamtkosten von gut 4 Millionen Euro (inklusive Grundstück, Baukosten, Außenanlage, Einrichtung) rechnen.
Die detaillierte Aufstellung der zu erwartenden Kosten und Einnahmen in den ersten vier Jahres des Hotelbetriebes, geben potenziellen Investoren und Pächtern die Möglichkeit, sich vor ihrer Entscheidung gut zu informieren.
Chancen und Risiken
Die größten Risiken sieht Heide Köhler darin, dass der Nachfragemarkt relativ begrenzt ist, die verzögerte Erholung des Geschäftsreiseverkehrs nach Corona, den Preisanstieg bei den Baukosten und damit verbunden die Finanzierung des Projektes.
Dem stellt sie die Stärken und Chancen gegenüber: Das innovative Gesamtkonzept des Wippermanngeländes sorge für Strahlkraft, angedacht sei ein Hoteltyp mit geringem Mitarbeiterbedarf (Stichwort Fachkräftemangel), die Einbeziehung des Inklusionsgedankens und die Kaufkraftbindung am Standort Halver.